Erfrierungen beim Bergsteigen: Prävention, Erste Hilfe und Behandlung
- Nico
- 4. Feb.
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 18. Feb.
Erfrierungen sind eine ernsthafte Gefahr in den Bergen, insbesondere bei extrem niedrigen Temperaturen und unvorhergesehenen Wetterumschwüngen. Sie entstehen, wenn die Haut und das darunterliegende Gewebe durch Kälte geschädigt werden. Wenn Erfrierungen nicht schnell behandelt werden, kann es zu bleibenden Schäden bis hin zum Verlust von Gliedmaßen kommen. In diesem Artikel erfährst du alles, was du über Erfrierungen wissen musst – von den Ursachen und Symptomen bis hin zu Prävention und der richtigen Erste-Hilfe-Behandlung.

Was sind Erfrierungen?
Erfrierungen entstehen, wenn die Haut und das darunterliegende Gewebe so stark herunterkühlen, dass die Blutzirkulation gestört wird. Dies führt zu einer mangelnden Durchblutung ( Gefahr der Bildung von Blutgerinsel ) und Sauerstoffversorgung, wodurch Zellen und Gewebe absterben können. Der Körper reagiert auf extreme Kälte, indem er die Blutzirkulation in den äußersten Gliedmaßen wie Fingern, Zehen, Ohren und der Nase verringert damit die Lebenswichtigen Organe weiter mit Sauerstoff versorgt werden. Wenn diese Teile des Körpers weiter unterkühlen, können sie ernsthaft geschädigt werden.
Gefährdung vor allem durch:
Kalte, windige und feuchte Bedingungen
Lange Exposition gegenüber Kälte ohne angemessene Schutzkleidung
In höheren Lagen und bei wechselhaften Bedingungen
Menschen, die an Kreislaufproblemen oder Diabetes leiden
Erfrierungen treten häufig in Höhen über 2.500 Metern auf, wo die Temperaturen auch im Sommer unter den Gefrierpunkt fallen können.
Grundsätzlich sollte man eine mögliche zusätzliche Unterkühlung immer Vorrangig behandeln!
Symptome von Erfrierungen beim Bergsteigen
Erfrierungen werden in vier verschiedene Stadien unterteilt, die jeweils unterschiedliche Symptome und Behandlungsansätze haben. Je schneller sie erkannt werden, desto größer sind die Chancen, Folgeschäden zu verhindern.
1. Grad I – Leichte Erfrierung
Symptome: Die Haut wird blass und fühlt sich kalt und taub an. Anschließend zunehmende Rötung und Schmerzen. Es tritt ein unangenehmes Kribbeln oder Brennen auf.
Behandlung: Leichte Erfrierungen können durch schnelles, kontrolliertes Aufwärmen der betroffenen Körperteile rückgängig gemacht werden.
Symtome nach Wiedererwärmen: Nach der Erwärmung kann sich die Haut röten und mit leichtem Jucken reagieren. Schmerzen und einsetzende Sensibilität sind ebenfalls Symptome.
2. Grad II – Mittelschwere Erfrierung
Symptome: Die Haut ist blass oder bläulich, sie fühlt sich taub und hart an. Außerdem können sich an der betroffenen Körperstelle Blasen bilden und anschwellen. Blasen immer geschlossen lassen und nicht öffnen!
Behandlung: Sofortige Aufwärmung ist notwendig, jedoch nicht durch direkte Wärmequellen. Der betroffene Bereich muss regelmäßig überprüft werden, und eine sterile Wundversorgung sollte durchgeführt werden, um eine Infektion zu verhindern.
Symtome nach Wiedererwärmen: Nach dem Aufwärmen können sich schmerzhafte Frostbeulen bilden.
3. Grad III – Schwere Erfrierung
Symptome: Haut und Gewebe sind hart, dunkelrot, bläulich oder violett. Ein Absterben der Haut findet statt, eine sogenannte Nekrose (Gewebetod).
Behandlung: Hier muss sofort ein Notruf abgesetzt und professionelle medizinische Hilfe aufgesucht werden. Die betroffenen Stellen dürfen nicht massiert oder extrem erwärmt werden, da dies die Gewebeschäden verschärfen kann.
Symtome nach Wiedererwärmen: Ein Wiedererwärmen zeigt keine Wirkung mehr. Die erfrorene Körperregion stirbt ab. Nach dem Auftauen entstehen Blasen, und es kann zu Nekrosen (Gewebetod) kommen. Die betroffenen Stellen sind taub.
4. Grad IV – Völlige Erfrierung
Symptome: Der Gewebeschaden ist so fortgeschritten, dass die betroffenen Bereiche keinerlei Blutzufuhr mehr erhalten. Die Haut wird schwarz und leblos, und Gewebe stirbt ab. Es ist eine Totalvereisung des Gewebes mit Kristallbildung.
Behandlung: In diesem Fall kann nur noch eine Notfallbehandlung durch spezialisierte Ärzte helfen. Die Gliedmaßen oder Hautbereiche müssen stabilisiert werden, aber wahrscheinlich ist eine Amputation erforderlich.
Symtome nach Wiedererwärmen: Es gibt keine Reaktion oder sogar der zerfall des Gewebes, letztendlich Fäulnis.
Erste Hilfe bei Erfrierungen
1. Sofortige Reaktion bei leichten Erfrierungen (Grad I)
Bei ersten Anzeichen von Erfrierungen solltest du schnell handeln, um den Schaden zu minimieren. Hier sind die wichtigsten Schritte:
Wärme die betroffenen Körperteile langsam auf: Beginne damit, die betroffenen Stellen unter deine eigenen Achseln oder in die Nähe von Körperwärme zu bringen. Dies sorgt für eine langsame, natürliche Erwärmung.
Kein Reiben: Reibe niemals die betroffenen Stellen, da dies die Haut und das Gewebe weiter schädigen kann.
Vermeide heiße Quellen: Tauche die betroffenen Stellen nicht in heißes Wasser oder lege sie an heiße Objekte wie einen Herd. Extreme Temperaturunterschiede können das Gewebe weiter schädigen.
Trockene Kleidung und Schutz: Ziehe nasse, kalte Kleidung sofort aus und ersetze sie durch warme, trockene Kleidung, um den Wärmeverlust zu stoppen.
2. Bei schweren Erfrierungen (Grad II, III und IV)
Schwere Erfrierungen erfordern sofortige ärztliche Hilfe, da sie zu dauerhaften Schäden führen können. Beachte die folgenden Hinweise:
Notruf absetzen: Rufe sofort den Bergrettungsdienst oder den Notruf (112) an. Gib deinen genauen Standort und eine genaue Beschreibung der Situation an.
Langsame Erwärmung: Lege die betroffenen Körperteile nicht direkt in heißes Wasser. Die betroffenen Körperteile werden warm eingepackt in einer Wolldecke oder Rettungsdecke Es ist wichtig, die Erfrierungen nicht mit intensiver Wärme zu konfrontieren.
Wundschutz: Wickele die betroffenen Stellen in saubere, trockene Tücher oder noch besser in sterile Verbände, um sie vor weiterem Kälteeinfluss zu schützen.
Keine Bewegung der betroffenen Gliedmaßen: Versuche, die betroffenen Gliedmaßen so ruhig wie möglich zu halten. Starke Bewegung könnte das beschädigte Gewebe weiter schädigen.
3. Blasen und Gewebeschäden
Blasen nicht öffnen: Falls Blasen auftreten, lass sie geschlossen, da sie eine natürliche Barriere gegen Infektionen darstellen. Ein geöffnetes Blasenfeld kann zu einer bakteriellen Infektion führen.
Sterile Wundversorgung: Decke Blasen oder Wunden mit sterilem Verbandsmaterial ab, um sie vor äußeren Einflüssen zu schützen und Infektionen zu vermeiden.
4. Psychische Betreuung bei Erfrierungen
Psychische Betreuung: Erfrierungen sind nicht nur eine körperliche, sondern oft auch eine psychische Belastung. Betroffene erleben häufig Angst da die Situation als bedrohlich empfunden wird. Eine einfühlsame Betreuung ist daher essenziell: Beruhigung und emotionale Unterstützung durch Begleitpersonen oder Rettungskräfte.
Prävention von Erfrierungen
Vorbeugen ist der effektivste Schutz vor Erfrierungen beim Bergsteigen. Achte auf die folgenden Vorsichtsmaßnahmen:
1. Richtige Bekleidung
Schichtenprinzip: Trage mehrere Kleidungsschichten, um die Wärme zu speichern und gleichzeitig Feuchtigkeit abzuleiten. Die äußerste Schicht sollte wind- und wasserdicht sein.
Isolierende Materialien: Wolle, Fleece und Daune sind hervorragende Materialien, die deine Körperwärme speichern.
Kombination aus Handschuhen, Mütze, Sturmhaube und Schuhen: Die Gliedmaßen sind besonders anfällig für Erfrierungen. Achte darauf, dass du warme, wasserdichte Handschuhe und gut isolierte Socken trägst. Eine warme Mütze und Sturmhaube schützen deinen Kopf und Ohren. Achten darauf, dass Ihre Winterschuhe ausreichend weit und gut gefüttert sind.
2. Achte auf Feuchtigkeit
Trocken bleiben: Feuchte Kleidung verstärkt das Risiko von Erfrierungen erheblich. Wechsle regelmäßig nasse Socken und Handschuhe. Nimm immer mehrere Paare davon mit auf Tour!
Feuchtigkeitsabtransportierende Kleidung: Achte darauf, dass deine Basisschicht Feuchtigkeit von der Haut wegleitet, damit du nicht auskühlst.
3. Ernährung und Flüssigkeitszufuhr
Kalorienreiche Nahrung: Bei extremen Wetterbedingungen verbraucht der Körper viel Energie, um sich warm zu halten. Iss regelmäßig kalorienreiche Lebensmittel, um deinen Energiehaushalt zu stabilisieren.
Genügend Flüssigkeit: Auch bei kaltem Wetter musst du ausreichend trinken, um deinen Körper zu versorgen. Dehydrierung kann das Risiko von Erfrierungen erhöhen, da die Blutzirkulation bei Flüssigkeitsmangel schlechter funktioniert.
4. Auf regelmäßige Pausen achten
Kreislauf anregen: Stehen oder sitzen für längere Zeit kann dazu führen, dass sich Kälte in den Gliedmaßen sammelt. Mache regelmäßig Pausen, um etwas zu trinken oder kurz etwas essen aber nicht zu lange damit den Körper nicht auskühlt.
Wann du professionelle Hilfe brauchst
Schwere Symptome: Bei Erfrierungen (Grad II, III und IV), insbesondere bei Gewebe- oder Hautnekrosen, solltest du einen Notruf absetzen und unverzüglich einen Arzt aufsuchen.
Unklare Symptome: Wenn du dir nicht sicher bist, ob du Erfrierungen hast oder wenn die Behandlung zu Hause nicht anschlägt, ziehe in jedem Fall einen Arzt hinzu.
Fazit
Erfrierungen sind eine ernsthafte, aber verhinderbare Gefahr beim Bergsteigen. Mit der richtigen Vorbereitung, Schutzkleidung und schnellem Handeln kannst du das Risiko von Erfrierungen erheblich verringern. Bei den ersten Anzeichen solltest du sofort handeln, um das Gewebe zu retten. Die richtige Erste Hilfe mit der richtigen Ausrüstung und eine schnelle medizinische Behandlung können in vielen Fällen lebenslanges Leid verhindern. Sei stets auf die Bedingungen vorbereitet, um sicher zu bleiben und die Schönheit der Berge unbeschadet zu genießen.
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