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Lagginhorn: Bei Neuschnee über den Westgrat (WS/ II. Fels)

  • Autorenbild: Nico
    Nico
  • 17. Dez. 2024
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 18. Feb.


Bergsteiger auf dem Lagginhorn Gipfel
Bergsteiger auf dem Lagginhorn Gipfel

Der Lagginhorn (4.010 m) in den Schweizer Alpen ist Teil der Walliser Alpen und liegt zwischen dem Saastal und dem Zwischbergental. Er gilt als einer der "leichteren" Viertausender, bietet jedoch herausfordernde Bedingungen und spektakuläre Ausblicke. Besonders markant ist sein langer Westgrat, der häufig für Besteigungen genutzt wird. Hier erzähle ich von meiner persönlichen Besteigung des Lagginhorn Westgrat am 15.09.2024 und gebe Tipps für alle, die sich ebenfalls an diesen Berg wagen wollen.


Eckdaten zum Lagginhorn

  • Höhe: 4.010 m

  • Gebirgsgruppe: Walliser Alpen

  • Normalweg: Über den Westgrat ab der Weissmies-Hütte

  • Schwierigkeit: PD/ Fels II, je nach Bedingungen anspruchsvoll

  • Besonderheiten: Kein Gletscherkontakt auf der Normalroute, was den Lagginhorn zu einem besonderen Ziel unter den Viertausendern macht

  • Aussicht: Beeindruckende Blicke auf das Weissmies, Alphubel, Allalinhorn und viele weiter


Vorbereitung

Wie bei jeder hochalpinen Tour ist eine gute Vorbereitung entscheidend. Da der Lagginhorn technisch nicht übermäßig anspruchsvoll ist, wird er häufig unterschätzt. Doch die Höhe, der lange Aufstieg und die Bedingungen am Grat erfordern eine gute Kondition, alpine Erfahrung und vor allem Konzentration für den langen Abstieg. Hier ist was ich mitgenommen habe:

  • Ausrüstung: Steigeisen, Eispickel, Erste-Hilfe-Set

  • Kleidung: Mehrere Schichten, um für wechselnde Temperaturen gerüstet zu sein.

  • Verpflegung: Genügend Wasser (mindestens 2 Liter) und energiereiche Snacks.


Zustieg zur Hütte: Ein später und kalter Anstieg

Der Weg zur Weissmieshütte begann für uns unter eher ungewöhnlichen Umständen. Wir kamen erst um 17 Uhr in Saas Fee an, nachdem wir mit dem Auto den langen Weg durch das Tal gemacht hatten. Schon die Fahrt hatte uns eine Ahnung von den bevorstehenden Herausforderungen gegeben, denn das Wetter hatte sich merklich verändert. Als wir uns auf den Weg zur Hütte machten, hatten sich bereits dichte Wolken über die Berge gelegt und die ersten Schneeflocken fielen leise vom Himmel.

Der Aufstieg war hart, der kalte Wind peitschte uns ins Gesicht und die Schneeschicht machte den Weg rutschig und anstrengend. Trotz der schwierigen Bedingungen ließen wir uns nicht entmutigen, zumal der Gedanke an das Ziel uns motivierte.

Da es schon spät war, mussten wir einen Teil des Aufstiegs in der Dämmerung bewältigen. Als wir schließlich bei Dunkelheit und die Hütte erreichten, waren wir erschöpft, aber auch von der atemberaubenden Bergwelt und den ersten Schneeflocken überwältigt. Die weiße Pracht des Schnees, der die Felsen und Gipfel umhüllte, verlieh dem Ort eine fast magische Atmosphäre.

Das konnten wir jedoch in diesem Moment nicht genießen. Wir hatten 2 1/2 Stunden gebraucht bis wir die Hütte erreichten. Erschöpft, hungrig aber mit voller Vorfreude bekamen wir noch eine Suppe und bereiteten uns auf die Besteigung des Hausberg Jegihorn (3206m) am nächsten Morgen vor. Wieder ein Tag später ging es dann zu unserem eigentlichen Ziel, das Lagginhorn.

Mischabelgruppe in der Morgendämmerung
Mischabelgruppe in der Morgendämmerung

Der Aufstieg bei Neuschnee

Die Übernachtung in der Weissmieshütte mit Besteigung des Hausberg Jegihorn (3.206m) erleichtert den Start am nächsten Morgen und hilft bei der Akklimatisierung. Am 15. September 2024 wagten wir den Aufstieg. In derselben Woche sorgten heftige Schneefälle in Österreich und Schweiz dafür, dass mehrere Täler von der Außenwelt abgeschnitten wurden. Auch das Saas-Tal war betroffen von einem Erdrutsch. Zwei Tage vor unserer Anreiße wurde die Straße wieder geöffnet. Neuschnee bedeckte die Berge und machte die Tour zu einer ganz besonderen Herausforderung.

  • Von der Weissmieshütte zum Lagginhorn Westgrat Um 5 Uhr morgens standen wir auf und starteten gegen 5:30 Uhr unsere Tour. Der erste Abschnitt führte uns über Geröll und schneebedeckte Hänge direkt zum Grat. Die Schneeschicht war ungleichmäßig, und wir mussten aufmerksam den Weg finden. Stirnlampe und ein langsames, gleichmäßiges Tempo waren essenziell, um Energie zu sparen.

  • Der Grat: Ein herausforderndes Abenteuer im Neuschnee

    Der Grat zum Gipfel des Lagginhorns war unter den gegebenen Bedingungen – frischem Neuschnee und eisiger Kälte – deutlich anspruchsvoller als bei trockenen Verhältnissen. Der Neuschnee und die Kälte machten den Aufstieg tückisch, und wir mussten uns jeder Passage mit äußerster Vorsicht nähern. Während des gesamten Aufstiegs kam uns niemand entgegen, dass wir durch die Einsamkeit in dieser abgelegenen Bergwelt fast wie Entdecker fühlten.

    Der Einstieg auf den Grat war zunächst noch relativ flach, doch je näher wir dem Gipfel kamen, desto steiler und anspruchsvoller wurde der Weg. Der Grat verengte sich, und an einigen Stellen mussten wir die Hände zur Unterstützung einsetzen, um über blockige Felsen hinwegzukommen. Der Neuschnee verschleierte immer wieder die Trittflächen und machte den ohnehin schon schwierigen Weg noch rutschiger. Besonders an den exponierten Stellen, wo der Grat immer schmaler wurde, bewegten wir uns vorsichtig entlang der Schneekante, mit Blick auf die steil abfallenden Flanken zu beiden Seiten. Der eisige Wind blies uns ins Gesicht.

    Eine der anspruchsvolleren Stellen war eine Kletterpassage im zweiten Schwierigkeitsgrad, bei der wir eine stark verschneite Felsplatte überwinden mussten. Hier kamen unsere Eispickel zum Einsatz, um präzise Tritte im tief verschneiten Felsen zu finden. An dieser Passage kehrten mehrere Seilschaften um.

    Wir entschieden uns, ohne Seilsicherung weiterzugehen, da wir uns auf unsere Erfahrung und das Vertrauen in unser Gleichgewicht verließen. Der klare Himmel und die funkelnde Schneelandschaft verliehen der Tour eine fast magische Atmosphäre, die uns motivierte, weiterzumachen.

    Kurz vor dem Gipfel stießen wir auf ein großes, hartes und eisiges Schneefeld, das mit einem Gefälle von etwa 35 bis 40 Grad auf uns wartete. Der Schnee war fest und verdichtet, fast wie Eis, was das Gehen schwierig machte. Jeder Schritt musste präzise gesetzt werden, um nicht ins Rutschen zu geraten. Das harte, eisige Gelände verlangte absolute Konzentration und zuverlässige Ausrüstung. Wir setzten unsere Steigeisen und Eispickel ein, um uns sicher und kontrolliert über das Schneefeld zu bewegen.

    Als wir schließlich den Gipfel erreichten, waren wir die zweite Gruppe des Tages, die den Lagginhorn-Gipfel erreichte. Eine andere Seilschaft war bereits oben, doch einige Bergsteiger hatten aufgrund der extremen Kälte und der schwierigen Verhältnisse aufgegeben. Der Ausblick vom Gipfel war atemberaubend: Die Viertausender der Umgebung wie zum Beispiel der Weissmies und das Allalinhorn waren tief verschneit und strahlten in den Sonnenstrahlen des angebrochenen Tages. Der Moment, als wir die letzten Schritte auf den Gipfel setzten, war der Höhepunkt eines langen, fordernden Aufstiegs, der uns mit einem Gefühl von Stolz und Erfüllung belohnte. Den Gipfel erreichten wir nach 4 1/2 Stunden.


Route auf das Lagginhorn
meine Route auf das Lagginhorn

Der Abstieg

Der Abstieg gestaltete sich bei den winterlichen Bedingungen ebenfalls anspruchsvoll. Besonders an den ausgesetzten Stellen des Grats war Vorsicht geboten. Mehrere Seilschaften kamen uns entgegen und kämpften sich Richtung Gipfel voran. Gegen Mittag wurde es immer wärmer, was die Verhältnisse zunehmend rutschig machte. Als wir fast den Grat hinter uns gelassen hatten, begegneten wir anderen Seilschaften, die ebenfalls den Gipfel angestrebt hatten. Jedoch aufgrund der schwierigen Bedingungen und der eisigen Kälte den Aufstieg abgebrochen hatten. Dank unserer Konzentration und gegenseitigen Unterstützung schafften wir es nach etwa 2 1/2 Stunden sicher zurück zur Weissmies Hütte. Von dort konnten wir eine Rettungsaktion mit der Flugrettung am Südgrat des Lagginhorns beobachten. Anschließend wurde erstmal etwas gegessen und dann nach dem Abstieg die Rückfahrt angetreten.


Fazit

Die Besteigung des Lagginhorns bei Neuschnee ist eine einzigartige Erfahrung, die noch mehr Vorbereitung und alpine Erfahrung erfordert. Die winterlichen Bedingungen machen den Berg zu einer Herausforderung. Wir haben 7 Stunden für die komplette Tour benötigt. Es ist kein technisch äußerst schwieriger Berg, doch Trittsicherheit, gute Kondition und das richtige Equipment sind entscheidend.


Planst du eine Herbstbesteigung oder hast du Fragen zu winterlichen Bedingungen am Lagginhorn? Teile deine Gedanken in den Kommentaren!

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