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Unterkühlung beim Bergsteigen: Ursachen, Symptome und Erste Hilfe

  • Autorenbild: Nico
    Nico
  • 6. Feb.
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 18. Feb.

Die Berge bieten atemberaubende Naturerlebnisse, aber sie bergen auch erhebliche Gefahren, insbesondere durch extreme Wetterbedingungen. Eine der größten Bedrohungen für Bergsteiger, Wanderer und Wintersportler ist die Unterkühlung (Hypothermie). In diesem Beitrag erfährst du alles über die Ursachen, Symptome, die verschiedenen Stadien der Unterkühlung sowie deren Behandlung und Prävention.

Wanderer im Schneesturm
Wanderer im Schneesturm

Was ist Unterkühlung?

Unterkühlung beim Bergsteigen tritt auf, wenn die Körperkerntemperatur unter 35 °C fällt. Erfrierungen sind lokale Schädigungen exponierter Körperstellen ( Finger, Zehen, Nase, Ohren ), ohne dass die Körpertemperatur abfällt. Der menschliche Körper reguliert seine Temperatur normalerweise um 37 °C. Sinkt sie zu stark, kann dies zu gefährlichen körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen führen. Besonders in den Bergen, wo niedrige Temperaturen, Wind und Feuchtigkeit zusammenkommen, ist das Risiko einer Hypothermie erhöht. Alle hundert Höhenmeter bergauf sinkt die Temperatur durchschnittlich um 0,65 °C.


Ursachen: Warum kommt es beim Bergsteigen zur Unterkühlung?

Viele Unterkühlungsfälle lassen sich auf eine schlechte Tourenplanung zurückführen. Unterkühlungen treten immer auf, wenn eine Person mehr wärme verliert, als sie produzieren kann. Das kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden. Besonders in alpinen Regionen gibt es mehrere Hauptursachen:


1. Kalte Umgebungstemperaturen

  • Besonders in höheren Lagen können die Temperaturen stark absinken, besonders nachts.

  • Selbst bei Plusgraden kann eine Kombination aus Wind und Feuchtigkeit zu einer schnellen Auskühlung führen.


2. Nasse Kleidung und Feuchtigkeit

  • Schweiß, Regen oder Schnee können Kleidung durchnässen, was den Körper viel schneller auskühlen lässt.

  • Nasse Kleidung leitet Wärme bis zu 25-mal schneller ab als trockene.

  • Stürze ins Kalte Wasser oder Gletscherspalte


3. Windchill-Effekt

  • Kalter Wind verstärkt den Wärmeverlust massiv.

  • Beispielsweise fühlt sich eine Temperatur von -5 °C bei starkem Wind wie -15 °C an.


4. Erschöpfung und unzureichende Ernährung

  • Wer wenig isst oder trinkt, hat weniger Energie zur Wärmeerzeugung.

  • Hohe körperliche Anstrengung kann zu Energieverlust und Erschöpfung führen, wodurch die Eigenwärmeproduktion sinkt.


5. Falsche Kleidung und Ausrüstung

  • Baumwollkleidung speichert Feuchtigkeit und verstärkt das Auskühlen.

  • Fehlende wind- und wasserfeste Kleidung kann die Schutzwirkung stark reduzieren.

  • 20% der Körperwärme wird über Kopf und Oberkörper abgegeben.


6. Alkohol- und Medikamenteneinfluss

  • Alkohol mindert das Kälteempfinden und erweitert die Blutgefäße. Das verstärkt den Wärmeverlust.

  • Bestimmte Medikamente (z. B. Beruhigungsmittel) können die körpereigene Temperaturregulation stören.


7. Sonstige Einflüsse

  • Bewusstlose/ bewusstseinsgestörten Personen sind besonders anfällig z.B. nach Krampfanfällen

  • Bei Säuglinge/ Kleinkinder ist die Körperfläche im Vergleich zur Körpermasse recht hoch. Das führt zu einem erhöhtem Wärmeverlust.

  • Alte, sehr dünne und Menschen oder mit schlechtem Allgemeinzustand

  • Alle Unfallopfer (egal welche Jahreszeit). Besonders gefährdet sind Personen mit Schock, Verbrennungen. Außerdem wenn eine oder die Kombination aus mehreren Verletzung Lebensgefährlich ist (Polytrauma).


Symptome der Unterkühlung

Die Symptome variieren je nach Schwere der Unterkühlung. Generell kann man Hypothermie in vier Stadien einteilen.


Stadium 1: Abwehrstadium (34-35 °C Körperkerntemperatur)

  • Bewusstsein: wach, unruhig, erregt

  • Atmung: schnell und tief

  • Herz/Kreislauf: schneller Herzschlag, erhöhter Blutdruck

  • Weitere Symptome: Kältegefühl, Starkes Zittern als natürliche Reaktion zur Wärmeerzeugung,, Schmerzen in den Extremitäten (Arme, Beine), Kalte und blasse Haut,

    erste Konzentrationsschwierigkeiten, leichte Verwirrung


Ein Verdacht auf eine Unterkühlung ist Anlass, den Notruf zu wählen!


Stadium 2: Erschöpfungsstadium (30-34 °C Körperkerntemperatur)

  • Bewusstsein: schläfrig, verwirrt, teilnahmslos, Sprachstörungen, langsames Denken

  • Atmung: verlangsamt, flach und unregelmäßig

  • Herz/Kreislauf: Puls langsam, Herzrhythmusstörungen möglich, Blutdruck erniedrigt

  • Weitere Symptome: Muskel- und Gelenkstarre, Nachlassen der Schmerzen, Zittern nimmt ab oder hört auf (ein gefährliches Zeichen!), Ungeschickte Bewegungen, Taubheitsgefühl in den Gliedmaßen


Stadium 3: Lähmungsstadium (27-30 °C Körperkerntemperatur)

  • Bewusstsein: Bewusstlosigkeit, keine Reaktion auf Schmerzreize

  • Atmung: sehr langsam

  • Herz/Kreislauf: schwacher Puls, Herzrhythmusstörungen, Blutdruck stark erniedrigt

  • Weitere Symptome: Erweiterung der Pupillen, Muskelschwäche


Stadium 4: Scheintod oder Tod (unter 27 °C Körperkerntemperatur)

  • Bewusstsein: bewusstlos, Reflexe erloschen

  • Atmung: extrem langsam, Atemstillstand

  • Herz/Kreislauf: kein Puls tastbar, Herz-Kreislauf-Stillstand

  • Weitere Symptome: weite und lichtstarre Pupillen, schlaffe Lähmung der Muskeln, Lebensbedrohlicher Zustand, oft nicht mehr umkehrbar


Wichtig! Ab dem 2. Stadium, dem Erschöpfungsstadium können Menschen paradoxe Reaktionen zeigen, z. B. sich plötzlich entkleiden (sogenanntes "paradoxes Entkleiden"). Spätestens im folgendem 3. Stadium, dem Lähmungsstadium besteht akute Lebensgefahr.


Erste Hilfe und Versorgung bei Unterkühlung

Sobald erste Anzeichen von Unterkühlung auftreten, ist schnelles Handeln erforderlich:


1. Erste Maßnahmen bei leichter Unterkühlung (Stadium 1)

  • Schutz vor Kälte: Betroffene an einen windgeschützten Ort bringen, trockene Kleidung anziehen.

  • Bewegung fördern: Leichte Bewegung hilft, Wärme zu erzeugen (nicht bei schwerer Hypothermie!).

  • Warme Getränke verabreichen: Zuckerhaltige, warme Getränke helfen, den Körper zu wärmen.

  • Zusätzliche Wärmezufuhr: Isolierende Rettungsdecke verwenden, Wärmepads an Brust und Nacken legen.


Ein Verdacht auf eine Unterkühlung ist Anlass, den Notruf zu wählen!


2. Maßnahmen bei schwerer Unterkühlung ( Stadium 2,3 und 4)

  • Ruhig halten! Gefahr des Bergetod! Keine schnellen Bewegungen, Arme und Beine nicht bewegen. Dies kann dazu führen das das kalte Blut aus den Extremitäten in die Körpermitte gespült und ein drastisches absinken der Körperkerntemperatur zur Folge hat. Das kann ein Herz-Kreislauf-Stillstand zur Folgen haben.

  • Wärme vorsichtig zuführen: Keine direkte Hitzequelle wie Heizungen oder heißes Wasser!

    Bei weiterem Aufenthalt im freien möglichst windgeschützt und bei niedriger Außentemperatur Person in Rettungsdecken einhüllen. Achtung! Rettungsdecken erhalten Körperwärme durch Reflexion. Sind daher nur bei kalten Außentemperaturen sinnvoll. Im Innenbereich verhindern sie eher das Erwärmen des Körpers.

  • Keine Nahrung oder Getränke! Der Magen arbeitet bei starker Hypothermie kaum noch.

  • Notruf absetzen! Unterkühlung ist ein lebensbedrohlicher Zustand.


Bei Reanimation: Niemand ist tot, solange er nicht warm und tot ist!


3. Was man auf keinen Fall macht!

  • mit heißem Wasser oder am Feuer wärmen

  • Erwärmung durch Atemhauch

  • mit Schnee massieren

  • schnelle Bewegungen (Bergetod)


Prävention: So schützt du dich vor Unterkühlung in den Bergen

Um Unterkühlung zu vermeiden, solltest du folgende Tipps beachten:


1. Die richtige Kleidung tragen

  • Schichtensystem nach dem Zwiebelprinzip: Funktionsunterwäsche, Isolationsschicht und wasserdichte Außenschicht.

  • Keine Baumwolle – sie speichert Feuchtigkeit und kühlt stark aus.

  • Wind- und wasserabweisende Kleidung verwenden.


2. Wetterverhältnisse vorab prüfen

  • Wetterberichte checken und extreme Bedingungen meiden.

  • Bei Sturm- oder Kältewarnungen die Tour verschieben.


3. Richtige Ernährung und Flüssigkeitszufuhr

  • Kohlenhydrate und warme Getränke mitnehmen.

  • Regelmäßig essen und trinken, um die Energieversorgung zu sichern.


4. Bewegungspausen richtig planen

  • Nicht zu lange stillstehen – aber auch nicht überanstrengen.

  • Regelmäßige Bewegung hilft, warm zu bleiben.


5. Vorbereitet sein

  • Erste-Hilfe-Ausrüstung mitnehmen

  • Rettungsdecke und zusätzliche Wärmeschichten einpacken.

  • Handy mit vollem Akku und ggf. Notfall-Powerbank dabei haben.


Fazit: Unterkühlung beim Bergsteigen ist vermeidbar

Unterkühlung ist eine der größten Gefahren in den Bergen, kann aber mit der richtigen Vorbereitung verhindert werden. Die wichtigsten Punkte sind:

  • Schichtensystem bei der Kleidung nutzen

  • Wetterverhältnisse und Tourenplanung ernst nehmen

  • Ausreichend essen und trinken

  • Erste Anzeichen von Unterkühlung frühzeitig erkennen

  • In Notfällen schnell handeln und professionelle Hilfe rufen

Mit diesen Tipps kannst du eine sichere und unvergessliche Bergtour planen.

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